Floyds Filmforum

Ohne das Buch gelesen zu haben, stelle ich dennoch fest, dass die Handlung von "Great Gatsby" in Buchform sicherlich besser funktioniert.
Und das liegt nicht unbedingt an der Inszenierung von Luhrman (mit der ich auch einige Probleme habe), sondern schlicht und ergreifend daran, dass diese Art von Klimax in Filmform schwer erträglich ist. Dieser umgekehrte Deus Ex Machina. Nochmal in aller letzter Sekunde die von trauer zerfressene Nebenfigur den Protagonisten erschießen um den Konflikt zu Ende zu führen. Das hat Aristoteles schon so gemacht, dann Shakespeare und scheinbar eben auch F. Scott Fitzgerald. Nur ist der Unterschied, dass es in einem Theaterrahmen besser funktioniert, weil hier immer der Konflikt zentral ist. Keine visuellen Gimmicks, kein filmisches verdichten von Zeit und Raum. In Buchform ist das dadurch nicht nur erträglich sondern auch effektiv, weil man eben das Innenleben seiner Charaktere besser versteht. Und weil man mehr Zeit investieren muss um zu diesem Klimax zu kommen, wodurch er sich verdient anfühlt.
Hier in Luhrmans Umsetzung dieses amerikanischen Klassikers, fühlt sich Gatsbys Tod eher an wie eine Notwendigkeit. Nicht verdient, sondern wie der obligatorische Weg den Film zu Ende zu führen.

Hier und da gespickt mit holprigen Dialogen und visuellem Overkill, hat mich "Gatsby" einfach viel zu oft kalt gelesen. Die Partyszenen waren zu brav geschnitten, nicht laut, pompös genug inszeniert um den Golden Twenties gerecht zu werden. Das überflüssige Voice Over von Nick Carraway, welches stellenweise tatsächlich erklärt, was sowieso klipp und klar aus DiCaprios Schauspiel hervorgeht. Regie, Kamera als auch die anachronistische Musikwahl sind sehr Hit or Miss. Und ganz allgemein fehlt es dem Film an Konsequenz.

Denn Gatsby und dessen vermeintlicher Versuch die letzten 5 Jahre seines (und Daisys) Leben nichtig zu machen, und von vorne zu beginnen hat bleibt über lange Strecken sehr interessant. DiCaprio spielt es einfach hervorragend. Und auch Mulligan in einer für sie unüblich aktiven Rolle hat mir gefallen. Gatsby lernt, dass auch er als Millionär diese Lebenszeit nicht zurückgewinnen kann, und dass er daran letztlich zu Grunde geht ist auch passend.

Nur kommt dann eben dieser hanebüchene Twist ins Spiel, der den an und für sich interessanten thematischen Unterbau ignoriert und zunichte macht.
Es ist nämlich nicht Gatsbys Sturheit, sein grenzenloser Optimismus, seine kindische "Will-Daisy-haben"-Attitüde der zu seinem Fall führt.
Nein. Es ist erneut eine Reihe unglücklicher Zufälle.
5-6/10